Volkstrauertag

Worte Bürgermeister Horst Kratzer zur Kranzniederlegung

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

noch tief betroffen von dem feigen und barbarischen Terroranschlag in Paris begehen wir heute den Volkstrauertag und sind uns bewusst geworden, dass der Krieg auch hineingetragen wird mitten nach Europa, mitten in unsere Städte. Der Schecken und das Leid sind ganz nah an uns herangerückt. Dennoch begehen wir in diesem Jahr einen bedeutenden Jahrestag, das Ende des Zweiten Weltkrieges vor siebzig Jahren. 1945 befreiten die Alliierten Deutschland vom Nationalsozialismus und beendeten damit das Sterben auf den Schlachtfeldern, in den Vernichtungslagern und in den ausgebombten Städten.

Und 70 Jahre danach? Die Schreckensbilder aus Frankreich aber auch aus der ganzen Welt, die uns in den täglichen Nachrichten erreichen, machen rasch deutlich, dass die Welt auch heute nicht vom Frieden regiert wird und Menschen nach wie vor unter Hunger, Krieg und Verfolgung leiden. So sind unsere Gedanken bei den Opfern und Trauernden in Paris, aber auch den Menschen, die wegen Krieg und Unterdrückung aus ihrer Heimat flüchten müssen, den Menschen im Irak und in Syrien, im Nahen Osten und in der Ukraine, bei allen Opfern von Konflikten auf dieser Welt. Doch gehen wir zurück zu einem der schrecklichsten Kriege überhaupt. Im Zweiten Weltkrieg haben 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Das sind in sechs Kriegsjahren 17 Menschen pro Minute – alle drei Sekunden ein Opfer! Dieses unsagbare Leid darf sich nicht wiederholen. Wir müssen alles daran setzen, dass ein derartiges Unrecht nicht noch einmal geschehen kann.

Das Gedenken an die zahlreichen Todesopfer am Volkstrauertag ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Erinnerungskultur. Indem er uns das dunkelste Kapitel unserer Geschichte ins Gedächtnis ruft, ist er ein Tag des mahnenden Gedenkens vor den Auswirkungen von Krieg und Gewalt.

Und diese Erinnerung gilt es aufrechtzuerhalten – gerade weil persönliche Betroffenheit und Erfahrung mit dem zeitlichen Abstand immer mehr schwinden und es immer weniger Zeitzeugen gibt.

Wir dürfen das Geschehene auf keinen Fall vergessen. Denn nur wer erinnert, kann aus dem Vergangenen lernen. Indem wir die Toten und die Orte des Schreckens nicht vergessen, wird ein unerlässlicher Beitrag zum Frieden und zur Demokratie in der Gegenwart geleistet.

Es ist daher unerlässlich, dass wir uns auch in Zukunft in diesem jährlichen Gedenktag, dem Volkstrauertag, der Wahrheit und Verantwortung stellen und die Herausforderungen einer Friedenssicherung öffentlich bewusst machen.